Fotis Jannidis / Gerhard Lauer / Matías Martínez / Simone Winko (Hg.): Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs. Tübingen: Niemeyer 1999.

Unter den Stichworten "Tod des Autors" und "intentionaler Fehlschluß" hat die Theoriedebatte den Autor als Begriff und als Konzept der Bedeutungsermittlung für obsolet erklärt. Wer sich auf den Autor beruft, setzt sich dem Verdacht der theoretischen Naivität aus. Der Verabschiedung des Autors steht eine Interpretationspraxis gegenüber, die legitime Verwendungsweisen des Autorkonzepts immer wieder demonstriert. Diese Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis mag zum Teil in einer Ignoranz gegenüber vergangenen und aktuellen Debatten um den Autorbegriff begründet sein sowie in der mangelnden Konsequenz, theoretische Postulate auch in Interpretationen umzusetzen. Grundlegender ist aber die Einsicht, daß die theoretische Reflexion über den Autor zentralen Formen des wissenschaftlichen Umgangs mit literarischen Texten nicht gerecht wird. Anstatt aufgrund wissenschafts- oder erkenntnistheoretischer Vorannahmen das Autorkonzept pauschal zu verabschieden, sollte das Phänomen, um das es geht, zunächst einmal differenziert analysiert werden. Erst auf dieser Basis ist auch eine Legitimation des Konzepts möglich.
Die Beiträge des Bandes versuchen eine Antwort auf die Frage nach einer sinnvollen Verwendung des Autorbegriffs sowohl in historischer wie ihn systematischer Absicht zu formulieren, und sie tun dies in bewußt pragmatischer Absicht. Sie verstehen sich daher nur zu einem Teil als Fortsetzung der älteren Theoriedebatte; in erster Linie geht es ihnen um eine möglichst genaue Rekonstruktion der Begriffe, die für die literaturwissenschaftliche Praxis grundlegend sind. Sie stellen traditionelle Verwendungsweisen des Autorbegriffs ebenso auf den Prüfstand wie autorkritische Begriffsverwendungen und suchen den Vergleich mit Verwendungsweisen des Autors in anderen Medien wie dem Film, der Musik, der Kunst oder den Hypertexten. Aufgezeigt werden der begriffsgeschichtliche Hintergrund, die verschiedenen Idealtypen der Verwendung und die Problemmuster, die bei der praktischen Umsetzung auftreten. Damit soll für dieses Feld die Blockade zwischen Theorie und Praxis aufgelöst werden. Ziel der Untersuchungen ist es, eine Präzisierung des Umgangs mit dem Begriff, den Funktionen und den Konzeptualisierungen des Autors in den literaturwissenschaflichen Fächern durchzusetzen.

Inhalt